Dienstag, 8. April 2008

Compagnie Drift: Au bleu cochon




An der Theke der Bar Zum blauen Schwein geht’s anfänglich noch sehr befangen zu. Die Singles (Slava Zubkov und József Trefeli) halten fest an ihrer Vereinzelung, am Glas und der Bierflasche. Der Punk schwenkt immer wieder seinen Schweif, wie um Fliegen zu verjagen, ein anderer kehrt jedem Neuankömmling den Rücken zu. Doch wie sich die Bar (auch mit Frauen - Judith Rohrbach, Mónica Muñoz Marín -) füllt, der Alkoholpegel steigt, beginnt die Anmache. Gewollt – ungewollt heisst das Strickmuster, nach dem der geheimnisvolle Stoff des Flirtens gewebt ist. Die schicken weiblichen Posen, in die mal Taille, mal Hals einknickt, mal Bein, mal Arm die volle Länge ihrer Schönheit kundtut, sind Klischees. Sie bilden wie in der Montage von Videoclips schliesslich eine Identität – hinter der man sich verstecken kann. Je nervöser man sich versteckt, umso mehr beschleunigen und verselbständigen sich die Posen. Da schlenkert schon gern mal ein Bein in die Richtung, in die sich der Blick nicht wagt. Und wenn keck auf die Theke gestützte Ellebogen wegkippen, der Kopf auf den Nebenmann sackt, dieser aufspringt, seinen Nebenmann mitreisst welcher wiederum die Stütze seines Nachbarn sprengt, so macht eine Kommunikation die Runde. Gewollt-ungewollt kommt man in Kontakt. “Verkettungen und Verschränkungen in einem geschlossenen Gesellschaftskreis ist ein Thema, das sich durch das Stück hindurchzieht”, meint Beatrix Jaccard, Choreographin (in Zusammenarbeit mit Peter Schelling) der Companie Drift. Ticks, Posen und Übersprungshandlungen werden in solche Kettenreaktionen eingewoben, als wären sie ein fester Bestandteil der Betroffenen und ihres Umgangs. Ja, aus der Unsicherheit heraus entstehende Bewegungsfloskeln werden beliebig einsetzbare Versatzstücke, die lediglich dazu dienen, den ach so fein gesponnenen Faden nicht abreissen zu lassen. Die Companie Drift schafft es mit der Freiburger Premiere am 2. April erneut, tiefe psychologische Einsichten in ein skurriles Ambiente zu betten, so dass wir über ihren Humor bereit sind, sie zu schlucken, und gerne davon mehr!
Weitere Aufführung: 
16., 18. & 19.04.  Luzern, Théâtre la Fourmi
22. & 23.04 Leipzig, LOFFT
25. & 26.04. Dresden,  Intern. Tanzwoche Dresden
06.-09.05. Zurich,  Tanzhaus Zürich
14.-17.05. Basel, Theatre Roxy


Keine Kommentare: