Wie ein Frosch entspringt der Urahne Homo Salticus dem Gewässer. Überhaupt soll das Bewegen wie im Wasser den paradiesischen Urzustand heraufbeschwören, meint Produzent van Langendonck über den Film Blush von Vim Vandekeybus. Doch stumm ist das paradiesische Genre deshalb keineswegs, denn seit der Eroberung des Festlands bedient man sich der Schallwellen. Und diese liefert für den Film der Rock-Star David Eugene Edwards und seine Band Woven Hand. Die Bewegungen, die tatsächlich wie in Wellen auf die Leinwand geschwemmmt werden, sind von der kraftvollen Musik getragen. Der Film ist selbst eine choreographische Leistung, der die Küstenaufnahmen Sardiniens und Bühnenausschnitte fast atemlos musikalisch ineinander flicht. "Strand, Felsen und Hügel generieren in den Tänzern Bewegungen, mit denen sie sich voll ans Umfeld adaptieren", meint der Produzent. Schon Pina Bausch wusste, dass es sich auf Laub, Erde und Wasser je anders tanzen lässt. Dann kam es allenorts zu Out-door-events. Es ist nur folgerichtig, wenn der Choreograph und Filmemacher Vim Vandekeybus nun beides vereint und mediengerecht aufbereitet. Das archaische Thema bleibt allerdings Geschmackssache.
Der belgische Zeitgenosse von Vim Vandekeybus, Alain Platel, äusserte sich 2004 über ihre gemeinsame Gründerzeit: “Als ich anfing, war die Situation so, dass es in Belgien nur sehr altmodischen Tanz und altmodisches Theater gab. Es gab nichts außer Béjart, der Belgien gerade verlassen hatte. Zeitgenössischer Tanz und Theater waren ein unbesetztes Feld: Das machte es einfach, etwas anderes dagegenzusetzen. Deshalb konnten Jan Fabre, Ann Teresa de Keersmaker, Vim Vandekeybus und Jan Lauwers soviel entwickeln. Für junge Tänzer heute ist das viel komplizierter, ihre eigenen Statements zu geben, sie haben inzwischen ja Mütter und Väter.”
Sonntag, 20.04.2008, 22.55 Uhr, Blush SF1 Wiederholung: Sonntag, 27.04.2008, 05:30 SF1
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