Montag, 9. Februar 2009

Tanzkritik als Analyse


Ist der Tanz für uns Zuschauer gemacht, so muss er uns faszinieren. Er bedient sich der Atmosphäre, Formen und Ideen. Je mehr wir an ihm verstehen, desto reflektierter können wir die Faszination auskosten.

Tanz kann sich wie jedes Kunstwerk entscheiden, Ausdruck, Form oder mehr oder weniger fassbare Ideen zu betonen. Welche dieser Elemente drängen sich auf? Und wie stehen sie zueinander? Erleben wir eine sinnliche Gefühlsstudie, ein kühles Formenspiel oder vermittelt man uns Inhalte? Oder verflechtet das Werk die Elemente? Und welches Element dient dann welchem?

Die Tanzkritik hat eine solche Analyse zu leisten.

Angemessene Deskription. Sie soll die Atmosphäre und Gefühle einfangen, die prägnanten Formen nachzeichnen, mögliche Inhalte ausbreiten. Der Sog des Stückes soll den Leser erreichen.

Signum/Stil. Sie soll die Besonderheiten beschreiben, die sich am Werk herauskristallisieren und von einem künstlerischen Signum zeugen.

Fachliche Details. Wie genau ist die Besonderheit bewerkstelligt? Die Tanzkritik hat über relevante technische Details Aufschluss zu geben. Die Wirkung der Besonderheit soll aufgeschlüsselt werden. Was am Material ruft die psychische Wirkung - emotional, optisch oder kognitiv - in uns hervor?

Kontextanalyse. Das Tanzstück ist ein Kind seiner Zeit. Es trägt seine Zeichen. Es hat Vorgänger, an die es zu messen ist und von denen es sich absetzt. Auch Werksentstehung und -konzept können aufschlussreich sein. Manchen Künstlern sind sie wichtiger als das Produkt. Doch entgeht auch dieses Produkt nicht unserem Urteil: fasziniert uns, bei allem Wissen um die Entstehung, das getanzte Werk?

In diesem Blog finden Sie Texte, die von diesen Zielsetzungen geleitet sind: Hintergrundsstudien, Rezensionen, Interviews und Ausblicke auf ein anstehendes Tanzprogramm.

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