Dienstag, 5. Februar 2013

Zeitgenössische Schweizer Tanztage 2013



Die Zeitgenössischen Schweizer Tanztage finden nunmehr das neunte Mal statt. Jedes zweite Jahr ist ein anderer Kanton Gastgeber. Nach Lausanne/Genf, Tessin, Bern ist nun Basel dran. Es braucht eine breite logistische wie finanzielle Unterstützung, wenn fünfzehn Produktionen und zusätzliche Rahmenveranstaltungen innert vier Tage über die Bühne(n) laufen sollen.

Entstanden ist das Festival aus dem internationalen Tanzwettbewerb Concours choréographique de Bagnolet. Weltweit hatten Länder eine Plattform aus der Taufe gehoben, um den Verheissungsvollsten ihrer Talente ausfindig zu machen und ins Rennen zu schicken. Auch nach dem Abbruch der französischen Preisverleihung mitte der 80er hielt die Schweiz an der gewonnenen Gewohnheit fest: sie bot Einblick in das aktuellste nationale Tanzgut. Seitdem bietet das Festival Zeitgenössische Schweizer Tanztage Einblick vor allem den geladenen Veranstaltern des Auslands. Denn der Schweizer Tanz ist auch ein Exportgut. Er ist weit über kulturelle Grenzen hinweg konsumierbar. Im Jahr 2013 eilen entsprechend 160 Veranstalter aus In- und Ausland herbei.

Hundert Produktionen boten sich für die Auslese an, jeder zehnte nur schaffte die Hürde. Die Hürden wurden von einer fünfköpfigen Jury anhand von drei Kriterien aufgestellt: ‚Lokalität, Zeitgenössisches Kunstkonzept und Newcomer’.

Warum ist dann aber die Westschweiz so dominant?, fragen sich manche. Im Grunde habe die Qualität entschieden, erklärt Murielle Perritaz, die Leiterin des schweizer Tanznetzwerks RESO. Wenn die Mehrzahl der Produktionen aus der welschen Westschweiz stammt, spiegelt dies schlicht die  Lage der Schweizer Tanzszene wieder: dort wird Tanz seit langem effizient gefördert, mit TuTu Production vermittelt, monatlich beschrieben (ADC-Journal) und dort können junge Tanzschulabsolventen ein-zwei Jahre professionelle Erfahrung mit renommierten Choreographen sammeln (Ballet Junior de Genève; das Publikum kann eine Kostprobe im Festival erhalten).

Einer der fünfköpfigen Jury ist traditionell ein Choreograph. Dieser hat eine ‚carte blanche’, um seinen Beitrag zum Festival zu liefern. Simone Aughterlony ist diesjahr im Bunde und präsentiert beim Festival Show & Tell. Ob sie sich als Tänzerin künstlerisch auf einsamem Posten im Kreis der Juroren fühlte? „Nein!“, sagt sie sichtlich zufrieden in Anwesenheit eines Veranstalters und Mitjuroren. Und ausserdem werden Tanzschaffende sich an ihren exotischen Status gewöhnt haben. Denn wie Prof. Christina Thurner vom Institut der Theaterwissenschaft bei der Medienkonferenz betont, ungleich zu den anderen Kunstgattungen erhält kein Schulabsolvent Grundkenntnisse oder den Kanon der Tanzkultur mit auf den Lebensweg.

So war schon immer die beste Überlebensstrategie des Tanzes, sich mit andern Sparten zu verbünden. Was dem Genre Tanz beileibe nicht schwer fiel.[1] Das wird ihr nun, ganz zeitgenössisch, hoch angerechnet. So sind Tanz-Performances (Martin Schick u.a.), Lichtchoreographien (Cindy van Acker) und Filmschnitttechnik (Foofwa d’Imobilité) mit von der Partie.

Das Festival beginnt am 6. Februar und dauert bis zum 10. Februar.


[1] vgl. a. Gianni Malfer, Leiter des Berufsverbands DanseSuisse, an der Podiumsdiskussion der Universität Bern (im Rahmen der Konferenz Tanz : visionäre Bildungskonzepte vom 1.-3.02.2013) : « Der Tanz hat schon immer spartenübergreifend gearbeitet. Das muss man gar nicht forcieren. Die Art der Zusammenarbeit kann man weiterhin dem jeweiligen Künstler überlassen. »

Keine Kommentare: