Die Zeitgenössischen Schweizer
Tanztage finden nunmehr das neunte Mal statt. Jedes zweite Jahr ist ein anderer
Kanton Gastgeber. Nach Lausanne/Genf, Tessin, Bern ist nun Basel dran. Es
braucht eine breite logistische wie finanzielle Unterstützung, wenn fünfzehn
Produktionen und zusätzliche Rahmenveranstaltungen innert vier Tage über die
Bühne(n) laufen sollen.
Entstanden ist das Festival aus
dem internationalen Tanzwettbewerb Concours
choréographique de Bagnolet. Weltweit hatten Länder eine Plattform aus der
Taufe gehoben, um den Verheissungsvollsten ihrer Talente ausfindig zu machen
und ins Rennen zu schicken. Auch nach dem Abbruch der französischen
Preisverleihung mitte der 80er hielt die Schweiz an der gewonnenen Gewohnheit
fest: sie bot Einblick in das aktuellste nationale Tanzgut. Seitdem bietet das
Festival Zeitgenössische Schweizer
Tanztage Einblick vor allem den geladenen Veranstaltern des Auslands. Denn
der Schweizer Tanz ist auch ein Exportgut. Er ist weit über kulturelle Grenzen
hinweg konsumierbar. Im Jahr 2013 eilen entsprechend 160 Veranstalter aus In-
und Ausland herbei.
Hundert Produktionen boten sich
für die Auslese an, jeder zehnte nur schaffte die Hürde. Die Hürden wurden von
einer fünfköpfigen Jury anhand von drei Kriterien aufgestellt: ‚Lokalität,
Zeitgenössisches Kunstkonzept und Newcomer’.
Warum ist dann aber die
Westschweiz so dominant?, fragen sich manche. Im Grunde habe die Qualität
entschieden, erklärt Murielle Perritaz, die Leiterin des schweizer
Tanznetzwerks RESO. Wenn die Mehrzahl der Produktionen aus der welschen
Westschweiz stammt, spiegelt dies schlicht die Lage der Schweizer
Tanzszene wieder: dort wird Tanz seit langem effizient gefördert, mit TuTu Production vermittelt, monatlich
beschrieben (ADC-Journal) und dort können junge Tanzschulabsolventen ein-zwei
Jahre professionelle Erfahrung mit renommierten Choreographen sammeln (Ballet
Junior de Genève; das Publikum kann eine Kostprobe im Festival erhalten).
Einer der fünfköpfigen Jury ist
traditionell ein Choreograph. Dieser hat eine ‚carte blanche’, um seinen
Beitrag zum Festival zu liefern. Simone Aughterlony ist diesjahr im Bunde und
präsentiert beim Festival Show &
Tell. Ob sie sich als Tänzerin künstlerisch auf einsamem Posten im Kreis
der Juroren fühlte? „Nein!“, sagt sie sichtlich zufrieden in Anwesenheit eines
Veranstalters und Mitjuroren. Und ausserdem werden Tanzschaffende sich an ihren
exotischen Status gewöhnt haben. Denn wie Prof. Christina Thurner vom Institut
der Theaterwissenschaft bei der Medienkonferenz betont, ungleich zu den anderen
Kunstgattungen erhält kein Schulabsolvent Grundkenntnisse oder den Kanon der
Tanzkultur mit auf den Lebensweg.
So war schon immer die beste
Überlebensstrategie des Tanzes, sich mit andern Sparten zu verbünden. Was dem
Genre Tanz beileibe nicht schwer fiel.[1]
Das wird ihr nun, ganz zeitgenössisch, hoch angerechnet. So sind
Tanz-Performances (Martin Schick u.a.), Lichtchoreographien (Cindy van Acker)
und Filmschnitttechnik (Foofwa d’Imobilité) mit von der Partie.
Das Festival beginnt am 6.
Februar und dauert bis zum 10. Februar.
[1] vgl. a. Gianni Malfer, Leiter
des Berufsverbands DanseSuisse, an der Podiumsdiskussion der Universität Bern
(im Rahmen der Konferenz Tanz : visionäre
Bildungskonzepte vom 1.-3.02.2013) : « Der Tanz hat schon immer spartenübergreifend
gearbeitet. Das muss man gar nicht forcieren. Die Art der Zusammenarbeit
kann man weiterhin dem jeweiligen Künstler überlassen. »
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